Ökologie als Planungsaufgabe im Geschoßwohnbau: Kostenvergleich von Bauweisen

Daniela Koppelhuber, Johannes Wall

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Abstract

Ausgangssituation

Einwirkungen von Baustoffen, Bauteilen und Gebäuden auf die Umwelt werden durch Ökobilanzierungen messbar und damit vergleichbar gemacht. Die Ökobilanz ist ein wesentlicher Beitrag zur objektiven Beurteilung von Gebäuden hinsichtlich ihrer Umweltwirkungen.
Die Erstellung bzw. Bereitstellung von Ökobilanzen von Gebäuden durch Planer an Investoren, Bauherren und Entscheidungsträger stellt jedoch keinen Standard für Planer dar, weshalb die in der ÖNORM EN ISO 14044 definierten Vorteile der Ökobilanz nur eingeschränkt für diese Zielgruppen nutzbar sind. Die Ökobilanz gibt nur Auskunft über die ökologische Performance eines Gebäudes, entsprechende finanzielle Aspekte werden in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt. Diese stellen jedoch für Entscheidungsträger (Bauherren) einen wesentlichen Faktor im Planungsprozess dar.
Es besteht daher der Bedarf an Entscheidungshilfen, welche (vereinfacht) den Zusammenhang zwischen ökologischen Auswirkungen und den Kosten eines Gebäudes aufzeigen können.

Methodik

Der gegenständliche Tagungsbeitrag widmet sich dieser Fragestellung anhand eines anschaulichen Berechnungsbeispiels, welches im Zuge einer Abschlussarbeit an der TU Graz für ein im Jahr 2016 realisiertes Geschoßwohnbauprojekt durchgeführt wurde.
Für den Beispiel-Massiv-Wohnbau wurden die ökologischen Kennwerte mit Hilfe der Delta-OI3-Berechnung sowie die Bauteilkosten (auf Basis von Kostenkennwerten des BKI sowie Eigenberechnungen) für maßgeblich kostenrelevante Bauteile ermittelt. In weiterer Folge wurden ökologische Optimierungspotenziale identifiziert und umweltfreundlichere Baustoffe eingesetzt, abschließend die Auswirkungen auf die Bauteil- und Bauwerkskosten berechnet. Im Zuge der Auswahl alternativer (ökologischer) Baustoffe wurden Kriterien wie Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz sowie die technische Anwendbarkeit mitberücksichtigt.

Ergebnisse

Die ökologischen und monetären Resultate der Berechnungen konnten deutlich das Ökologisierungspotenzial und die damit verbundenen Mehrkosten anhand unterschiedlicher Materialkombinationen sowohl im Rohbau- als auch im Ausbaubereich aufzeigen. Das Ergebnis macht deutlich, dass mit geringem finanziellem Einsatz bereits große Verbesserungen der Umweltwirkungen erzielt werden können. Des Weiteren unterstreicht das Ergebnis, dass auch bei bereits fertig gestellter Einreichplanung ein ökologisch motivierter Materialwechsel möglich ist.
Die ökologische Beurteilung der gewählten Baustoffe erfolgte ausschließlich über den OI3-Index, welcher die Umweltauswirkungen während der Baustoffherstellung von der Rohstoffgewinnung bis zur Fertigstellung Produkt ab Werk berücksichtigt. Eine darüber hinaus gehende Bewertung von Umweltindikatoren, subjektiven Empfindungen, Betrieb des Bauwerks sowie Rückbau und Recycling der Baustoffe war aufgrund des thematischen Umfangs nicht Teil der Berechnung.
Geschoßwohnbauten stellen ein großes Ökologisierungspotenzial dar, da gegenwärtig über 95 % der mehrgeschossigen Wohnbauten vorwiegend als konventionelle mineralische Massivbauten mit einem geringen Anteil an ökologischen Baustoffen ausgeführt werden. Diese Tatsache gepaart mit steigenden Anforderungen der Bewohner an die Wohngesundheit, verdeutlicht das große Potenzial für den Einsatz umweltfreundlicher Baumaterialien im Geschoßwohnbau. Planer stehen vor der Herausforderung, schnell nachvollziehbare Berechnungen ökologischer Kennwerte und Kosten durchzuführen, um hier belastbare Entscheidungsgrundlagen für die Baustoffwahl vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Materialvielfalt und –komplexität zu liefern.

Literatur
SÖLKNER, P.J. et al.: Innovative Gebäudekonzepte im ökologischen und ökonomischen Vergleich über den Lebenszyklus. Wien, Linz, Salzburg, Graz. BMVIT, 2013.
IBO: OI3-Indikator – Leitfaden zur Berechnung von Ökokennzahlen für Gebäude. Wien. IBO, 2016.
Original languageGerman
Title of host publicationZukunf der Gebäude
Subtitle of host publicationdigital - dezentral - ökologisch
Place of PublicationGraz
PublisherLeykam Buchverlagsgesellschaft
Pages187 - 194
Number of pages8
Volume1
Edition1
ISBN (Print)978-3-7011-0399-7
Publication statusPublished - 23 Nov 2017
Evente-nova 2017: Zukunft der Gebäude: digital – dezentral – ökologisch - FH-Burgenland, Pinkafeld, Austria
Duration: 23 Nov 201724 Nov 2017
http://www.fh-burgenland.at/news-presse/veranstaltungen/e-nova-2017/

Conference

Conferencee-nova 2017
Country/TerritoryAustria
CityPinkafeld
Period23/11/1724/11/17
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  • Sustainable Systems

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