Unkonventionelle geometrische Formen und glatte Freiformflächen waren schon immer eine große
Herausforderung für Architekten, sei es im Entwurf, wie auch in der baulichen Umsetzung. In der Vergangenheit
konnten dazu nur figurative Modelle davon erzeugt werden und der Entwurfsprozess wurde durch die
Darstellungsmedien und den Maßstab begrenzt. Die Entwicklung der digitalen Technologien in den letzten
fünfzehn Jahren führte zu einer formalen Freiheit im Entwurf und in der Definition von Non-standard Architektur.
Non-standard Architektur erzeugt endlose Serien von Ausnahmen, was bedeutet, dass die traditionellen
tektonischen Prozesse der Bautechnologie kaum implementiert und verwendet werden können. Für Architekten
führt der Umgang mit Non-standard Architektur und Strukturen zu großen Problemen, sodass deren Umsetzung
eine große Herausforderung darstellt, wobei noch viele Fragen ungelöst sind. Die nicht gelösten Probleme
behindern einerseits die Umsetzung von Non-standard Architektur, öffnen aber andererseits ein großes
Forschungsfeld zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung.
Die Absicht dieses Projektes ist es, neue Wege zu erforschen, wie Non-standard Architektur mit Standard-
Bauelementen, modernen Bauprozessen, Material und Kosten effizient, verwirklicht werden kann. In diesem
Projekt werden wir ein Entwurfsgerüst und generische parametrische Details entwerfen und diese am ganzen
Prozess, beginnend beim Entwurf bis zur Herstellung, teilhaben lassen. Am Ende des Projektes werden wir einen
Prototypen, der als typisches Beispiel für Non-standard Architektur stehen soll, fertigen und bauen. "Mass
customization" and "File to Factory" sind für unseren Ansatz zur Umsetzung von Non-standard Architektur
fundamental und der Schlüssel zu unserer Arbeit ist der Versuch, die Ausnahmen der non-standard Formen zur
Regel zu machen.
Da glatte geometrische Formen sehr kompliziert und kostenaufwendig zu fertigen sind, konzentrieren wir uns auf
diskrete Formen und Flächen. Das heißt, wir approximieren die glatten Formen durch ebene Teile (Platten). Dabei
stehen für uns nicht Triangulierungen und dreieckige Platten im Mittelpunkt, sondern Flächen-Diskretisierungen
mit vier, fünf und sechsseitigen Teilen. Der Ansatz glatte Flächen durch ebene Teile anzunähern und zu
diskretisieren hat den Vorteil, dass ebene Teile in verschiedensten Formen verwendet werden können und daher die
Kosten, unabhängig vom Material, niedrig gehalten werden. Das neue System, das wir definieren, basiert auf
parametrischer Modellierung von Ornamenten und deren Ästhetik. Das sehen wir als besonderen und einzigartigen
Beitrag zu dieser Thematik. Mit anderen Worten, wir übersetzen ebene Ornamente und Muster in komplexe
räumliche Strukturen und Flächen und noch viel wichtiger in baubare Architektur, für die ebene standardisierte
Baumaterialien (Platten) verwendet werden. Unser System baut auf einem Regelwerk auf, das eine unendliche
Variation von verschiedenen Formen zulässt und daher einen visuellen und komplexen Reichtum besitzt. Die
parametrischen Modelle werden als nicht reguläre dreidimensionale polygonale und ornamentale Strukturen
entworfen. Solche parametrischen Modelle können als selbsttragende Strukturen, wie zum Beispiel Raumteiler,
Ornamentwände, Fassadenelemente, Schatten- und Akustikpanele eingesetzt und verwendet werden.